Warum Dressur auch für Freizeitreiter wichtig ist

Dressur Freizeitreiter

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Ich bin Freizeitreiter, deswegen interessiert mich Dressur nicht – diese Aussage höre und lese ich immer wieder. Und immer wieder bin ich verwundert. Wo hört Freizeitreiten auf und wo beginnt die Dressur? Und braucht ein sogenannter Freizeitreiter wirklich keine Dressur? Ein paar Gedanken dazu.

Ein wenig seltsam ist es schon, dass im Reitsport so sehr differenziert wird: Freizeitreiter, Turnierreiter, Springreiter, Dressurreiter, Westernreiter, Gangpferdereiter, …

Ich frage mich: Was unterscheidet einen Freizeitreiter vom Dressurreiter? Sind Dressurreiter nicht ebenso wie Springreiter, Westernreiter und Gangpferdereiter auch Freizeitreiter, solange sie es nicht hauptberuflich machen? Meiner Meinung nach ja.

Mein Eindruck: Jede Gruppe schaut abwertend auf die anderen. Jeder meint, es besser zu machen.

Was ich dabei seltsam finde: Wir alle haben Pferde. Wir alle lieben unsere Pferde. Und wir alle reiten unsere Pferde (zumindest solange die Pferde nicht zu jung, zu alt oder krank sind). Und auch wenn sich unsere Pferde unterscheiden – die einen sind groß, die anderen sind klein, manche haben langes Fell und manche haben kurzes Fell, die einen beherrschen die drei Grundgangarten und andere haben noch ein bis zwei Gänge mehr – bleiben sie doch alle eins: Pferde.

Solange wir sie reiten gilt: Damit unsere Pferde gesund bleiben, müssen sie vernünftig gymnastiziert werden. Ganz gleich, ob wir Berufsreiter sind oder uns Freizeitreiter nennen. Ob wir auf Turnieren starten oder nur fröhlich durch den Wald reiten möchten.

Und genau hier schließt sich der Kreis zur Dressur.

Was ist Dressur?

Die große Online-Enzyklopädie definiert Dressurreiten wie folgt:

Dressurreiten ist eine Disziplin des Pferdesports, bei der die natürlichen Veranlagungen des Pferdes durch gymnastische Übungen gefördert und verfeinert werden. Das Dressurreiten hat das rittige Pferd zum Ziel, das auf minimale Signale („Hilfen“) hin zum exakten Ausführen einer gewünschten Aufgabe („Lektion“) veranlasst werden kann. Die dressurmäßige Ausbildung des Pferdes stellt die Grundlage jeder reiterlichen Betätigung dar […]. Dressurreiten fördert und verfeinert die natürlichen Bewegungen des Pferdes und ermöglicht ihm, das Gewicht des Reiters optimal zu tragen und trägt dadurch zur Gesunderhaltung des Pferdes bei. Dressur bedeutet […] die Gymnastizierung und Sensibilisierung des Pferdes zur Erhöhung von Kraft, Beweglichkeit und Durchlässigkeit. (Quelle: Wikipedia)

Die Definition zeigt:

Dressur ist die reiterliche Grundlage, die Basis, auf der alles aufbaut.

Und daran kommt kein Reiter vorbei. Zumindest nicht, wenn er möchte, dass sein Pferd gesund bleibt.

Warum also sagen so viele Reiter, dass Dressur nichts für sie sei und dass sie keine Notwendigkeit darin sehen?

Ein Begrifflichkeitsproblem

Ich vermute, dass es ein Problem der Begrifflichkeit ist.

Bei Dressur denken viele an Dressurviereck, Piaffe, Passage, weiße Reithosen und schwarze Jacketts.

Manche haben beim Wort Dressur Bilder von zugeschnürten Pferden mit Rollkur vor Augen. So sagt der Westernreiter „Nein, ich bin kein Dressurreiter“, während er sein Pferd mit Seitengängen gymnastiziert.

Sagt der Freizeitreiter von sich selbst, dass er Freizeitreiter sei, bekommt er direkt einen argwöhnischen Blick zugeworfen. Aha, Freizeitreiter. Der wird nicht viel Ahnung haben. Der setzt sich auf sein steifes Pferd und reitet einfach nur durch den Wald. Am liebsten im Galopp.

Natürlich, diese Reiter gibt es. Das streite ich nicht ab.

Es gibt aber auch Freizeitreiter, die sich Freizeitreiter nennen und die sich bewusst mit Anatomie und Biomechanik und gesundem Reiten auseinandersetzen. Diese Freizeitreiter wollen nicht mit den anderen in einen Topf geworfen werden. So ein Freizeitreiter bin ich und so ein Freizeitreiter sind auch die meisten meiner Schüler!

Mein Tipp: Aufhören in Schubladen zu denken. Dressur ist nicht gleich zugeschnürt im Dressurviereck und Freizeitreiten ist nicht gleich steif durch den Wald pesen.

Freizeitreiter und Dressur

Reiten heißt Verantwortung übernehmen

Zugegeben: Aufgewachsen als Wald- und Wiesenreiter war Dressur auch für mich lange Zeit ein böhmisches Dorf. Klar, Schlangenlinien auf dem Feldweg, ein Zirkel auf der Wiese und zwischendurch Rückwärtsrichten oder Schenkelweichen – das gehörte zu einem Ausritt dazu. Aber da hörte es schon auf. Seitengänge? Das überlasse ich mal lieber den Dressurreitern.

Doch ich wurde älter und mein Wissen wuchs. Heute ist Dressur fester Bestandteil meines (Freizeitreiter-)Trainingsplans. Und zwar sowohl vom Boden als auch vom Sattel aus.

Wenn wir reiten, übernehmen wir die Verantwortung für ein Lebewesen. Und um dieser Verantwortung gerecht zu werden, müssen wir uns weiterbilden. Unterricht, Lehrgänge, Bücher, Internetartikel, Zeitschriften – Möglichkeiten gibt es viele.

Das Problem dabei: Es wird anstrengend. Einfach nur draufsetzen und losreiten ist dann nicht mehr. Wir fangen an nachzudenken. Umzudenken. Planlos war gestern. Heute gibt es eine konkrete Idee und einen passenden Trainingsplan. Bodenarbeit, Platz und Gelände wechseln sich ab. Die Biomechanik spielt plötzlich eine wichtige Rolle in Bezug auf das Training: Was kann ich tun, um mein Pferd bestmöglich auf das Tragen meines Gewichtes vorbereiten, vielleicht auch mal die Bauchmuskeln stärken? Welche Übungen bieten sich an, um mein Pferd zu lockern? Cavalettitraining vielleicht?

Ich bin ehrlich: Mein Pferd und ich sind weit entfernt vom Perfektionismus. Doch wir streben auch keine Perfektion an (und überhaupt, was ist Perfektion?!). Wir wollen, dass es uns gut geht (oder vielmehr ich möchte, dass es meinem Pferd gut geht und dass es mich gesund tragen kann).

Und ich mache aus dem Reiten auch keine Wissenschaft. Das ist mir auch in meinem Unterricht wichtig: Ich vermittle meinen Schülern sehr viel Theoriewissen – aber ich beschränke mich dabei auf das, was für sie wichtig ist und ich breche komplizierte Sachen so runter, dass es jeder verstehen kann.

Kein Platz? Kein Problem! Gesundes Reiten ist überall möglich!

Wer keinen Reitplatz hat oder einfach keine Lust hat auf dem Platz zu reiten (ja, solche Reiter gibt es auch), dem sei gesagt: Das ist gar nicht schlimm. Dann nimm die Dressur doch einfach mit ins Gelände. Seitengänge, vorwärts/abwärts und Biegungen sind überall möglich.

Es hat am Ende ja auch was mit deiner persönlichen Einstellung und deiner Komfortzone zu tun: Wenn ich mir sage „das kann ich nicht, das ist schwierig und deswegen mache ich das auch nicht“ werde ich immer auf der Stelle treten. Ich werde mein Pferd niemals bestmöglich trainieren können.

Aber genau das ist mein Anspruch. Und das sollte meiner Meinung nach der Anspruch eines jeden Reiters sein. Ganz gleich, ob er sich Freizeitreiter, Turnierreiter, ambitionierter Freizeitreiter oder Berufsreiter nennt.

Trainingstipps für Spaß und Abwechslung

Für alle, die sich jetzt fragen, wie sie die Dressur in ihr Freizeitprogramm einbinden können, habe ich hier ein paar tolle Trainingsideen, die für Abwechslung sorgen und jede Menge Spaß machen:

Seitengänge. Seitengänge sind überall möglich, egal ob auf dem Platz oder im Gelände. Einfach ein paar Meter abwechselnd links und rechts ein Schulterherein oder Kruppeherein einbauen ist eine super Sache. Hier kannst du nachlesen, wie du richtiges Schulterherein und Kruppeherein reitest.

Und wenn du Seitengänge am Boden erarbeiten möchtest aber eigentlich noch gar keine Ahnung von der Bodenarbeit hast, empfehle ich dir meinen Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit.

Haltungsvarianten. Variiere die Zügellänge und die Aufrichtung deines Pferdes: Mal nimmst du die Zügel kürzer und forderst dein Pferd zu mehr Aufrichtung auf und anschließend lässt du die Zügel aus der Hand kauen und dein Pferd in Dehnung laufen. Dann nimmst du die Zügel wieder auf und forderst mehr Aufrichtung. So kannst du die Oberlinie trainieren und lockern. Ganz wichtig dabei: Das Tempo sollte konstant bleiben. Ob du dabei im Gelände, auf dem Platz oder auf der Ovalbahn bist und Schritt, Trab oder Galopp reitest, ist ganz gleich. Wer ungeübt ist, sollte jedoch im Schritt anfangen. Und ebenfalls wichtig: Nicht am Zügel ziehen, sondern das Pferd von hinten nach vorne in die Aufrichtung und an den Zügel heranreiten.

Longieren. Richtiges Longieren verbessert Losgelassenheit und Schwung, es hilft dem Pferd dabei mit der Hinterhand aktiv unterzutreten und Last aufzunehmen und gleichzeitig die Schulter anzuheben. Ohne das zusätzliche Reitergewicht auf dem Rücken gelingt das vielen Pferden gut. Longieren macht Spaß, es stärkt das Miteinander zwischen Pferd und Reiter und es hält die Pferde gesund. Longieren bietet viel Abwechslung: Mal kannst du ein paar Cavalettis nutzen und mal Equikinetic einbinden. Ganz wichtig dabei ist, dass das steife Pferd nicht am Halfter oder Gebiss herumgeschleudert oder ausgebunden wird.

Auch das richtige Longieren lernst du in meinem Bodenarbeits-Selbstlernkurs!

Bahnfiguren. Zirkel, Volte, Schlangenlinie – bei vielen Reitern enden hier die Ideen für das Training auf dem Platz. Dabei gibt es noch so viel mehr Möglichkeiten, denn die Bahnfiguren lassen sich super miteinander kombinieren. Eine Volte kann beispielsweise als Kleeblatt mit vier Volten geritten, zwei Zirkel können als Acht miteinander verbunden und eine Schlangenlinie kann mit Volte abgeschlossen werden. Wer dabei Unterstützung braucht, der kann sich Hütchen zur Orientierung auf den Platz stellen. Das erleichtert vieles. Auch toll: Stangenlabyrinthe, die vorwärts, seitwärts und rückwärts durchritten werden. Bahnfiguren können übrigens auch toll bei Ausritten eingebaut werden. Schlangenlinien um Bäume, Volten und Zirkel und Wiesen – alles ist möglich. Und auch hier verweise ich noch einmal auf meinen Onlinekurs, in dem du viele Ideen mitbekommst!

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Auch der Ausritt kann für ein bisschen Dressur genutzt werden, wie Lina auf Nordfalben und Alessa Neuner erzählen.

Wie siehst du das, findest du auch, dass Dressur und Freizeitreiten zusammengehören oder bist du anderer Meinung? Was sagst du, wenn dir jemand sagt „Ich bin Freizeitreiter und habe mit Dressur nichts zu tun“? Wie bindest du Dressur bzw. Gymnastizierung in dein Training ein? Erzähl es mir gern in einem Kommentar.

Und solltest du Interesse an einer Unterrichtseinheit oder einem Kurs mit mir haben, dann schau dir gern mein Angebot an und melde dich bei mir!

Hier sind noch ein paar Buchtipps:

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