ie Sache mit der Körpermitte und dem Reiten

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Die Sache mit der Körpermitte…

Kennst du deine Körpermitte? Und hast du dich schon einmal gefragt, welchen Einfluss deine Körpermitte auf dich hat und was sie mit der Beziehung zwischen dir und deinem Pferd zu tun hat? Mit meinem heutigen Beitrag möchte dir einen kleinen Gedankenanstoß geben. Aber ich warne dich: Dieser Beitrag ist sehr persönlich.

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich mich immer wieder mit meiner Körpermitte beschäftigt. Ich habe Sally Swifts Bücher über das Reiten aus der Körpermitte gelesen und ich habe Unterricht im Centered Riding genommen. Ich weiß: Meine Körpermitte befindet sich etwa auf Höhe meines Bauchnabels. Oder genauer: zwischen Bauchnabel und Schambein, kurz vor der Wirbelsäule. Sally Swift schreibt dazu:

„Um Ihre Mitte zu finden, brauchen Sie nur mit Ihrem Finger auf den Bauch zu zeigen, an eine Stelle zwischen Nabel und Schambein, auf der Vorderseite des Beckens. Tief innen, hinter diesem Punkt, vorne an der Wirbelsäule, liegt Ihr Zentrum der Balance, Zentrum der Energie, Zentrum der Kontrolle. […] Hier unten, tief drinnen und nah an der unteren Wirbelsäule, befindet sich auch das größte Bündel von muskelkontrollierenden Nerven in Ihrem Körper. Bei diesem großen Nervenzentrum und den schweren, kontrollierenden Muskeln ist Ihre Körpermitte.“

Sally Swift, Reiten aus der Körpermitte

Außerdem weiß ich: Wenn ich aus der Körpermitte heraus mithilfe mentaler Bildern und Vorstellungen reite, so wie es beim Centered Riding gemacht wird, dann sitze ich einfach besser auf dem Pferd. Ich bin lockerer und ich bin viel mehr bei meinem Pferd. Denn sobald die Körpermitte gefunden ist, festigen sich Balance, Kontrolle und Energie, der Oberkörper erscheint stabiler und gleichzeitig beweglicher.

Im Umgang mit dem Pferd ist es unglaublich wichtig, mit sich selbst im Gleichgewicht zu sein
Eine bewusste Körpermitte hilft uns beim Reiten und im Umgang mit unserem Pferd, denn sie macht uns stabiler und bringt uns ins Gleichgewicht

Eine wichtige Voraussetzung für einen ausbalancierten Sitz, der beim Centered Riding angestrebt wird. In meinem Beitrag Reitersitz verbessern: Wie die Kugel dabei helfen kann bin ich auf das Reiten aus der Körpermitte eingegangen. Aber ich habe noch eine andere Erfahrung in Bezug auf meine Körpermitte gemacht. Und davon möchte ich dir heute erzählen.

Eine bewusste Körpermitte hilft nicht nur beim Reiten

Hast du dich schon einmal gefragt, was für ein Mensch du bist? Wie du dich gibst, agierst und reagierst? Was dich ausmacht?

Ich bin ein Mensch, der immer alles richtig machen und es am liebsten auch allen recht möchte (beides ist nicht sehr gut, weil man sich selbst immer unter Druck setzt). Dazu bin ich ein Kopfmensch: Ich gehe alles erst im Kopf durch, spiele verschiedene Szenarien durch und mache mir ständig Sorgen und Gedanken. Das betrifft den Beruf ebenso wie mein Pferd. Geht es ihm gut? Fühlt er sich in der Herde wohl? Füttere ich ihn richtig? …

Ich bau mir also selbst jede Menge Druck auf und bin häufiger angespannt als entspannt. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht. Und das merkt natürlich auch mein Pferd. Meine Körpermitte ist aus den Fugen geraten, denn das Zentrum meiner Schwerkraft verlagert sich immer weiter nach oben. Als ich während meiner Centered Riding Reitstunden „die Kugel ins Nest packte“, wie wir es so schön nannten, merkte ich, dass mir irgendwie Druck genommen wurde. Druck, der mir vorher gar nicht bewusst war. Sally Swift schreibt dazu:

„Die meisten von uns sind versucht, kopf- oder vorderlastig zu sein. Wir kümmern uns auch zu sehr um die Einzelheiten, überorganisieren vieles und atmen meistens mit der Brust. All diese Charakteristika vergrößern unsere Verspannungen, verringern unsere Beweglichkeit, verlagern unser Zentrum der Schwerkraft nach oben, machen uns kopflastig und verschlechtern unsere Koordination.“

Sally Swift, Reiten aus der Körpermitte

Abgesehen von der schlechten Koordination (hier erfährst du, was es mit der Koordination auf sich hat und warum sie so wichtig fürs Reiten ist) nimmt die fehlende Körpermitte bzw. die falsche Zentrierung unseres Schwerpunktes noch anders Einfluss auf unser Miteinander mit unserem Pferd. Denn wie wollen wir es unserem Pferd ermöglichen, dass es sich uns vertrauensvoll anzuschließt, wenn wir selbst nicht mehr im Gleichgewicht sind?

Neulich war ich bei einer Ostheopathin. Sie stellte fest, dass meine Körpermitte nicht existiere, weil ich kopflastig sei. Deswegen sei mein Körper schief und nicht im Gleichgewicht – und das betrifft sowohl die körperliche Ebene, als auch (und vor allem) die psychische/seelische Komponente.

Mein Ungleichgewicht beeinflusst auch mein Pferd

Ungleichgewicht bedeutet, dass wir auf der einen Seite zu viel tun, uns zu viel abverlangen, uns zu hohem Stress aussetzen und auf der anderen Seite nicht genügend Gegenleistung zurückbekommen. Wir erleben mehr Anspannung als Entspannung – und das über einen längeren Zeitraum hinweg.

Wenn wir aus der Körpermitte heraus agieren, sind wir im Gleichgewicht. Und zwar seelisch und körperlich. Es ist ein bisschen wie Yin und Yang, alles muss im Gleichgewicht sein, damit es harmoniert und richtig funktioniert. Bin ich im Gleichgewicht, dann bin ich stabil und ausgeglichen. Ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben. Wenn das Gleichgewicht nicht da ist, sei es, weil ich krank bin, weil ich körperliche Beschwerden oder viel Stress habe, dann ist meine Körpermitte auch nicht mehr da.

Wenn mein nun aber Gleichgewicht nicht stimmt, dann wirkt sich das auf mein seelisches Befinden aus. Ich bin zum Beispiel angespannt, schlecht gelaunt oder unsicher. Das sind Eigenschaften, die im Umgang mit meinem Pferd, dem ich eigentlich Sicherheit und Vertrauen entgegenbringen muss und das auf diese Gefühle und Empfindungen höchst sensibel reagiert, nicht so toll sind. Damit mein Pferd gerne mit mir zusammen ist, muss ich ihm Sicherheit geben und dafür sorgen, dass es mir vertrauen kann. Pferde folgen lieber, als dass sie führen. Aber sie folgen uns nur, wenn sie sich sicher sein können, dass es ihnen dabei gut geht. Darüber habe ich auch schon in meinem Beitrag über klebende Pferde geschrieben.

Also brauche ich eine starke Körpermitte.

Und hier schließt sich der Kreis: Bin ich zentriert und im Gleichgewicht, dann bin ich nicht nur ein besserer Reiter, sondern ich bin meinem Pferd auch am Boden ein besserer Partner. (Abgesehen davon, dass es mir viel besser geht, wenn ich im Gleichgewicht bin.) Nicht ohne Grund nimmt Mentaltraining beim Reiten einen immer größeren Stellenwert ein.
Auch auf fühlend-reiten geht es darum, was die innere Einstellung, Motivation und Gefühle mit der Körpersprache und Körperhaltung zu tun haben.

Konkrete Tipps, mit denen du dein inneres Gleichgewicht wieder herstellen kannst, kann ich dir leider nicht geben. Wenn du das Gefühl hast, dass du nicht richtig zentriert bist, empfehle ich dir einen Besuch beim Osteopathen. Mir hat das sehr geholfen.

Sally Swift gibt in ihren Büchern Reiten aus der Körpermitte ebenfalls tolle Tipps, wie du dich beim Reiten zentrierst. Eine Rezension ihrer Bücher findest du hier. Mir helfen außerdem Yoga und Meditationsübungen, weil ich mich dabei sehr auf mich und mein Inneres konzentriere und mich bewusster wahrnehme. Und auch das Atmen spielt eine wichtige Rolle. Wie du richtig atmest, erklär ich dir in meinem Beitrag Die Anspannung einfach wegatmen.

Hast du dir auch schon einmal Gedanken über deine Körpermitte gemacht? Oder hast du vielleicht ebenfalls manchmal das Gefühl, dass du nicht zentriert genug bist? Ich finde das Thema und die Zusammenhänge zwischen unserem Gleichgewicht, unserem Umgang mit dem Pferd und unserem Reiten sehr spannend und ich freu mich, wenn du mir von deinen Erfahrungen und Eindrücken erzählst.

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5 Kommentare zu „Die Sache mit der Körpermitte…“

  1. Hallo 🙂
    Ich beschäftige mich im Moment sehr mit diesem Thema, dein Beitrag kommt mir gerade recht!
    Super interessant zu lesen, dass es viel mit “Kopflastigkeit“ zu tun haben kann. Ich erkenne mich in dem was du schreibst wieder.
    Das gibt mir einen Ansatz daran zu arbeiten. Ich überlege auch schon seit längerem mit das Buch von Sally Swift zu besorgen.
    Vielen Dank für die interessanten Worte!
    Nina

  2. Gut beschrieben. Habe 12 Jahre Sportstunden unterrichtet, viel Atem und Wirbelsäulengymnastik. Vielen Reitern fehlt das Körpergefühl. Es wäre empfehlenswert an sich selbst unabhängig vom Pferd Sport und Gymnastik auch und vor allem Dehnübungen zu machen. Pferde werden gymnastiziert und trainiert. Nur der Reiter macht nichts.

  3. Hallo Karo,
    was ein super Beitrag! Ich weiß genau, was du meinst – bei mir hängt häufig auch viel zu viel im Kopf. Ich kann dann, wenn ich auf dem Pferd sitze, auch ganz deutlich spüren, wie mein ganzes Gewicht im Brustraum sitzt, viel zu hoch und instabil. Die Übungen mit der Kugel oder das Fokussieren und tiefe Atmen in den Bauch helfen mir dann, das Gewicht sprichwörtlich nach unten und in den Schwerpunkt sinken zu lassen. Ich denke, dass man über das tiefe Atmen sehr viel lösen kann. vG! Nadja

    1. Liebe Nadja,
      genau, das Atmen kann so viel bewirken, das unterschätzt man viel zu oft. Seit ich bei einem Reitkurs das richtige Atmen gelernt habe, binde ich es auch ganz viel in meinen Alltag ein. Bei Stresssituationen hilft es mir, mich (immerhin ein bisschen) zu entspannen.
      Viele Grüße
      Karo

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